Editor's note: Mit Pascal Marco Caversaccio steht Apps with love ein absoluter Profi und Blockchain-Enthusiast als Blockchain-Berater zur Seite. Als Mitgründer und Vorsitzender des ehemaligen Schweizer Fintech Unternehmens Alethena, welches sich auf Blockchain-Anwendungen spezialisiert hatte, kann er auf reichlich Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen. Sein Wissen teilt er nicht nur mit dem Apps with love Team im Rahmen von internen Brown Bag University Sessions, sondern auch mit unserer werten Leser*innenschaft. Gerne präsentieren wir hiermit den ersten Apps with love Blockchain-Blog!
dApps = Apps 2.0?
Alle kennen Apps. Wenn ich frage, was eine App ist, kann jede*r mit einfachen Worten erklären, wo ich nach Apps suchen kann, also zum Beispiel im App Store oder dem Google Play Store, wie ich sie herunterladen kann und wofür ich eine bestimmte App verwenden kann. Apps sind heute allgegenwärtig und es gibt buchstäblich für fast alles eine App - there's an app for that!
Es sollte also alles in Ordnung sein, oder? Nun, Drittanbieter-Plattformen wie der Google Play Store oder der App Store sind sehr einflussreich und können eine App innerhalb von Sekunden entfernen (z. B. wenn sie nicht regel-konform ist). In gewissen Fällen hat dies natürlich seine berechtigten Gründe wie etwa dieser kürzlich geschehene Vorfall zeigt: Google hat 600 Apps aufgrund störender Anzeigen aus dem Play Store entfernt. Dennoch bleibt auch für legitime Apps ein Risiko.
Die Drittanbieter verlangen von den Entwicklern ausserdem Gebühren für das Hosting und erzielen große Gewinne aus den Verkäufen. Apple beispielsweise erhält 30 % aller Einnahmen aus App und In-App-Käufen. Ein weiteres Problem kann entstehen, wenn der Provider die App abschaltet und man keinen Zugriff mehr hat oder die App z.B. aufgrund von Backend-Problemen technische Ausfallzeiten hat. Insbesondere Ausfallzeiten können für das Unternehmen und die Kunden sehr kostspielig werden.
Jetzt stell Dir etwas Verrücktes vor: Apps, die niemandem gehören, nicht heruntergefahren werden können und keine (technische) Ausfallzeiten haben. Klingt wie Wunschdenken, nicht wahr? Ist es aber nicht! Solche neuen Arten von Applikationen werden derzeit weltweit diskutiert und entwickelt. Sie werden "dezentrale Applikationen" oder einfach nur “dApps” genannt. Mit anderen Worten: dApps sind blockchainbasierte* Apps. Man könnte also von Apps 2.0 sprechen.
*Der Einfachheit halber verwende ich die Begriffe Blockchain- und Distributed-Ledger-Technologie (DLT) austauschbar in diesem Artikel. Im Allgemeinen ist eine Blockchain jedoch nur eine der vielen Arten von Datenstrukturen, die ein sicheres und gültiges Erreichen eines verteilten Konsenses ermöglichen (vgl. IOTA für eine nicht blockchainbasierte Distributed-Ledger-Technologie).
Die Technologie
Um die Möglichkeiten von dApps zu verstehen, muss man zunächst die zugrunde liegende Distributed-Ledger-Technologie (DLT) verstehen. Ich bin ziemlich sicher, dass Du bereits von Bitcoin gehört hast, der öffentlich verunglimpften Kryptowährung, die unsere moderne Geldpolitik zerstören wird 😉. Der Einfachheit halber gehe ich hier bewusst nicht im Detail auf die Auswirkungen von Kryptowährungen ein, aber mir ist wichtig zu betonen, dass Bitcoin nur eine Erweiterung oder Anwendung der Blockchain-Technologie selbst ist. Daher kann Bitcoin als die erste dApp überhaupt betrachtet werden.
Was ist also eine Blockchain? In einfachen Worten ausgedrückt ist eine Blockchain ein global verteiltes Hauptbuch, das Transaktionen aufzeichnet und über einen robusten Konsensmechanismus kryptographisch gesichert ist. Immer noch zu kompliziert? Keine Sorge, eigentlich braucht man sich nur daran zu erinnern, dass es sich um eine Datenbank handelt, die dezentral auf der ganzen Welt verteilt ist. Es gibt also keine zentrale Partei, die diese neue Art von Datenbank einfach abschalten kann.
Das wirklich Grossartige an dieser neuen Technologie ist, dass sie alle oben genannten Probleme von drittanbieterabhängigen Anwendungen löst. Sobald die dApp auf der DLT bereitgestellt wird, läuft sie einfach für immer.
Lass uns kurz formulieren, welche Art von Kriterien eine dApp erfüllen muss:
Der Quellcode muss Open-Source sein,
Die Blockchain muss dezentralisiert sein,
Die Anwendung selbst muss einen Anreiz bieten um sich selber aufzuladen (z.B. Token),
Dieser Anreiz muss mit Hilfe eines Protokolls/Algorithmus erzeugt werden.
Wenn eine App nicht alle diese Kriterien erfüllt, handelt es sich nicht um eine dApp!
Beispiele aus der Ethereum-Blockchain
Genug mit der Theorie, lass uns einige Beispiele untersuchen. Dabei konzentriere ich mich auf die Ethereum-Blockchain, die durch ihr Design (d.h. die turing-komplette Programmiersprache) einen natürlichen Nährboden für dApps bietet. Außerdem sind dApps durch intelligente Verträge im Ethereum-Netzwerk vertreten.
CryptoKitties: eine berühmte Gaming-dApp, die es Spieler*innen ermöglicht, virtuelle Katzen zu kaufen, sammeln, züchten und zu verkaufen.