Es gibt zwei Möglichkeiten wie du auf diesen Blogbeitrag gestossen bist: Entweder weil er irgendwo verlinkt war, sei es in Suchresultaten oder aus sozialen oder anderen Medien, oder weil du unsere Seite mit einer Version von Internet Explorer angesurft (in diesem Fall: sorry 🙈) und dann den folgenden Banner gesehen und auf den Blog Link geklickt hast:
Wie auch immer du den Beitrag gefunden hast: Wir möchten in diesem Blog erklären, wieso der Internet Explorer kein modernes Produkt mehr ist - was übrigens auch Microsoft so sieht - und wieso wir denken, dass die Zeit für diesen Browser definitiv abgelaufen ist. Natürlich sind wir nicht die Ersten die darüber schreiben, aber vielleicht tut ein Update, neben ein bisschen Hintergrundinformation und Geschichte, mal wieder gut.
Was ein moderner Browser ist und wieso der Internet Explorer nicht dazu gehört
Das der Internet Explorer langsam aber sicher zum alten Eisen gehört liegt ganz einfach daran, dass sich Webtechnologie extrem schnell entwickelt und der Internet Explorer schon lange nicht mehr in der gleichen Geschwindigkeit weiterentwickelt wird. Moderne Browser sind im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren heute sehr komplexe Programme, die weit mehr tun als einfach nur Webseiten aus dem WWW zu laden und anzuzeigen. Das hat zur Folge, dass es ein enormer Aufwand geworden ist, Browser aktuell, konkurrenzfähig und sicher zu halten und zusätzlich noch weiter zu entwickeln. Das bedeutet, dass nur ganz wenige Anbieter sich im umkämpften Browsermarkt noch einigermassen behaupten können. Dazu gehören Google, Mozilla, Microsoft und Apple - zumindest in der westlichen Welt. In Asien existieren noch einige weitere populäre Browser. Allerdings setzen diese, wie Microsoft mit der neuesten Edge-Version auch, meist auf Chromium - die open-source Version von Chrome. Dazu gehören zum Beispiel Samsung Internet, ein Browser der auf allen Samsung Smartphones vorinstalliert ist, der Browser von Baidu, der von UC, oder auch der russische Yandex Browser. Auch Nischenplayer, wie beispielsweise der auf Privacy fokussierte Brave Browser, bauen auf Chromium und der Browser Engine von Google auf.
One engine to rule the web?
Nunja, die Vielfalt war auch schon grösser: Heute heisst es schon eher Chrome, respektive Blink und dann der ganze Rest. Die Engine ist die dem Browser zugrunde liegende Technologie, die alle Schwerarbeit macht. Sehr viele Hersteller setzen dabei auf das sogenannte Blink + Chromium Paket: Wie schon geschrieben ist Chromium die open-source Variante von Chrome und beinhaltet nicht viel mehr als die von Google entwickelte Browser Engine Blink. Anbieter wie Opera, Yandex, UC, Samsung oder seit neuestem eben auch Microsoft nehmen Chromium als Grundlage und bauen "nur" noch spezifische Zusatzfunktionen und ein angepasstes User Interface (UI) oben drauf. Neben Blink gibt es praktisch nur noch zwei weitere namhafte Browser Engines:
Webkit wird von Apple entwickelt und kommt in den Safari Browsern zum Einsatz sowie in allen Browsern auf iOS (Apple erlaubt in den mobilen Betriebssystemen nur die eigene Browser Engine).
Gecko und Quantum von Mozilla sind die Technologien die in Firefox genutzt werden. Wieder mit der Ausnahme, dass auch Firefox für iPhones und iPads Webkit von Apple nutzen muss.
Was heisst das nun alles für den Internet Explorer?
Microsoft hat mit Windows 10 vor inzwischen mehr als vier Jahren den neuen Browser Edge mit einer neuen Engine eingeführt: EdgeHTML, ein Fork von der IE-Engine Trident. Nach etwas mehr als drei Jahren aktiver Entwicklung an Edge und der zugehörigen Engine, hat Microsoft inzwischen entschieden, zwar den eigentlichen Browser weiter zu entwickeln, aber die zugrunde liegende Engine auszutauschen: Seit dem letzten grossen Windows Update (Version 2004) läuft Edge auf der Basis von Chromium und Blink. Deshalb hört man auch immer wieder den Namen "Edgium" - der aber natürlich nicht offiziell ist. Wer den neuen Microsoft Browser ausprobieren will, kann das tun: Es gibt verschiedenste Versionen für verschiedenste Betriebssysteme - inklusive einem neuen Icon:
Für den Microsoft Internet Explorer, oder kurz MSIE, bedeutet dies natürlich letztlich, dass daran gar nichts mehr gemacht wird, einmal abgesehen von den allernötigsten Sicherheitsupdates. Microsoft gibt hier einen Überblick.
MSIE verwendet noch nicht einmal die EdgeHTML-Engine, geschweige denn etwas noch Neueres. Da der Marktanteil von MSIE immer kleiner wird und neuere Web-Features gar nicht mehr unterstützt werden, werden Websites immer seltener noch für den Internet Explorer optimiert. Gleichzeitig steigt der Aufwand für eine Optimierung für IE kontinuierlich. So sehr, dass auch wir bei der aktuellsten Version unserer Webseite nun darauf verzichtet haben, zumal viele Darstellungsformen, Design-Features, aber auch Funktionalitäten gar nicht umsetzbar sind.
Wer herausfinden will was sein Browser kann, kann dies übrigens zum Beispiel auf whatwebcando.today tun. Geht es um ein spezifisches Feature, hilft caniuse.com.
Browser Immergrün
Ein weiterer Vorteil von modernen Browsern ist, dass sie sogenannt “evergreen” sind, was bedeutet, dass sie sich selbständig aktualisieren. Das führt zwar dazu, dass man gelegentlich dazu aufgefordert wird, den Browser neu zu starten, hat aber den entscheidenden Vorteil, dass der Browser automatisch immer aktuell und so sicher wie irgend möglich ist. Die wenigsten würden wohl heute noch auf die Idee kommen, den Update-Prozess manuell durchzuführen. Und das gilt natürlich auch für den Browser auf dem Smartphone. Für uns als Entwickler, hat das den Vorteil, dass wir davon ausgehen können, dass der absolut grösste Teil potentieller Nutzer*innen die jeweils aktuellste Browserversion in Betrieb hat, oder höchstens eine Version “hinterher hinkt”. Das minimiert natürlich den Aufwand, zum Beispiel im Vergleich zu mobilen Betriebssystemen, wo X Versionen kompatibel sein müssen.
Was jetzt?
Letztlich wird früher oder später nichts an einem Wechsel auf einen modernen Browser vorbeiführen. Also wieso nicht gleich wechseln? Es gibt schliesslich genügend Auswahl! Ob man sich für einen "Grossen" wie Chrome, Safari, oder Edge entscheidet, ob man lieber auf Mozilla Firefox setzt und damit einen von den Grosskonzernen unabhängigeren Hersteller unterstützt, oder ob man die spezialisierten Funktionen etwa von Opera, Vivaldi oder Brave nutzen will, muss letztendlich jede/r für sich entscheiden. Ausserdem: Anwendungen die noch auf proprietäre Microsoft Internet Explorer Technologie angewiesen sind, verschwinden zunehmend. Und wer solche Anwendungen noch in Betrieb hat, sollte diese vielleicht sowieso gelegentlich mal ersetzen - wir können dabei helfen! 😎
Am Ball bleiben: Das Neuste vom Neusten
Wer sich für die allerneuesten Features und Funktionen interessiert, die das Web und Browsertechnologie zu bieten haben, kann - auf eigenes Risiko natürlich - auch sogenannte Canary-Builds oder Entwickler-Versionen der meisten grossen Browser installieren. Auf diese Weise ist es möglich immer schon ein bisschen voraus zu sein, was für Entwickler wie uns wichtig ist, damit wir unsere Kunden auch hinsichtlich der zukünftigen Möglichkeiten beraten können. Ausserdem geht es auch darum, sicher zu stellen, dass eine Webseite nach dem nächsten Browserupdate noch sauber läuft. Eine Auswahl an Dev- und Vorab-Versionen von den “grossen” Browsern gibt es hier:
Wer es noch neuer und aktueller will, kann zusätzlich seinen Preview-, Canary- oder Nightly-Browser mittels Flags (in Chrome beispielsweise via chrome://flags/) konfigurieren und so auch experimentelle Features ausprobieren. Darauf einzugehen würde nun aber den Umfang dieses Beitrags definitiv sprengen und ist ein Thema für einen andern Tag, beziehungsweise Blog.
So weit so gut - vielen Dank fürs Interesse! Und falls du mit Microsoft Internet Explorer hierher gekommen bist nochmals sorry 🙈. Je schneller du wechselst desto besser. Das Web ist soviel besser mit einem aktuellen Browser!
Wenn du Fragen zur Umstellung oder Webtechnologien allgemein hast, eine Website oder (progressive) Webapp entwickeln möchtest, oder einfach nur Feedback auf den Blog hast: Wir haben offene Ohren - und Mailboxen.