3. Die Bestätigungs-Denkfalle: Confirmation Bias
Ein allgegenwärtiger Denkfehler den wir wohl alle kennen - und trotzdem regelmässig davon erwischt werden.
Beispiel aus dem öffentlichen Diskurs
Natürlich gibt es immer verschiedene Meinungen und Positionen. Spannend ist in der öffentlichen Diskussion aber oft zu sehen, wie sich alle Positionen mit “Beweisen” und “Fakten” bewaffnet, ihrer eigenen Meinung sehr sicher sind. Jede Seite findet im Netz genügend Material, welches Argumente für die eine oder andere Seite bietet. Wir lieben es, Videos, Blogs und Posts zu finden, welche unsere eigene Meinung bestätigen und ignorieren in aller Regel die gegenteiligen Fakten und Meinungen. Wenn es dann mal was gibt, das wir selbst nicht “wegleugnen” können, dann nennen wir es Spezial- oder Einzelfall.
Beispiel aus der Softwareentwicklung
Auf allen Ebenen der Softwaretests haben wir das Ziel, den Code vollumfänglich zu testen, um Softwarefehler zu entdecken und dadurch die Qualität der Software zu verbessern. Softwareentwickler*innen und -tester*innen neigen jedoch dazu, eher positive als negative Tests durchzuführen, weil ein negativer Test keine Bestätigung, sondern eben eine Widerlegung ist. Dies ist auf das als Confirmation Bias bekannte Phänomen zurückzuführen, welches bei den Menschen zur Tendenz führt, die eigenen Hypothesen lieber zu bestätigen, anstatt zu versuchen, sie zu widerlegen. Unter anderem deshalb legen wir so viel Wert darauf, ein so weit als möglich unabhängiges QA-Team zu haben.
Beispiel des Confirmation Bias bei App-preneurs
Viele App Anbieter*innen, welche eine Produkt- oder Marketing-Verantwortlichkeit innehaben, sind viel offener für Hinweise, welche ihren Annahmen, Strategien und Massnahmen recht geben. Die Disconfirming-Evidence (Dinge, die gegen meine Annahmen sprechen), wird in der Regel nicht gesucht, oder falls vorhanden lieber nicht beachtet. Konkret heisst dies, dass ich als App Manager*in alle möglichen Hinweise, die für den Erfolg der App oder meine Massnahmen sprechen, viel lieber sammle und breit kommuniziere als alle Hinweise, die gegen meinen Erfolg sprechen.
Ein guter Lösungsansatz von Albert Einstein
Auch Albert Einstein kannte dieses Phänomen respektive diesen Denkfehler gut und hatte ein ziemlich pragmatisches Rezept dafür: Er verbrachte möglichst viel Zeit damit, genau diese “Disconfirming-Evidences” (widerlegende Beweise) zu finden und jeden einzelnen von ihnen sehr ernst zu nehmen, um damit allenfalls die eigenen Thesen zu widerlegen, bevor dies jemand anderes tun konnte. Genauso sollten wir auch denken.