Nach zwei Jahren mit Online-Veranstaltungen fand die droidcon Italy am 6. und 7. Oktober wieder als vor Ort (und Online-) Veranstaltung statt. Michel und ich hatten die Gelegenheit, die Konferenz zu besuchen. Dieses Mal fand sie im "Museo Nazionale dell'Automobile" statt. In diesem Blog stellen wir einige unserer Lieblingsvorträge vor und erzählen, was wir von ihnen gelernt haben.
Lass das IDE das für dich tun
von Sebastiano Poggi
Der Vortrag von Sebastiano war eine unterhaltsame, verblüffende und hilfreiche Demonstration, wie wir Dinge in Android Studio durch die Verwendung von Shortcuts schneller erledigen können. Wir kannten zwar schon ein paar davon, aber es gibt definitiv noch Raum für Verbesserungen. Dieser Talk hat uns gezeigt, wo wir in unserem "täglichen Programmiererleben" Zeit sparen können. Es war eine gute Erinnerung mit dem Üben zu beginnen und ein paar neue Shortcuts in unseren Arbeitsablauf aufzunehmen. Und seien wir mal ehrlich, es ist viel beeindruckender, wenn man sich in seinem IDE (Integrated Development Environment) bewegen kann, ohne die Maus zu berühren 😄.
Einige der neu erlernten Tastenkombinationen die wir in Zukunft hoffentlich häufiger verwenden werden:
⌘ + Shift + A - Open Actions Search
⌥ + ↑ - Extend Selection
⌥ + ↓ - Shrink Selection
Ausserdem: Wer wusste schon, dass man in Android Studio über die Aktionssuche und die Eingabe von "Shortcuts" ganz einfach auf ein praktisches Shortcuts-Cheat-Sheet zugreifen kann? Wahrscheinlich niemand - denn das Publikum begann zu jubeln, als Sebastiano uns das zeigte 😅.
Die Abenteuer von Kotlin und Compose in der Multiplattform-Welt
von Carlos Mota
Ein grosses Thema der diesjährigen Droidcon war "Kotlin Multiplatform Mobile" oder "KMM". Wie der Name schon sagt, ist Kotlin Multiplatform die Antwort von JetBrains für die Frage nach Cross-Platform-Apps, also die gemeinsame Nutzung von Code zwischen iOS, Android & Co. In den letzten Jahren haben wir bereits mehrere plattformübergreifende Frameworks wie Flutter, React Native, Ionic, Xamarin und andere gesehen. Mit Ausnahme von Flutter ist es keinem dieser Frameworks gelungen, eine grosse Community aufzubauen und die mobile Entwicklung zu "revolutionieren". Daher sind wir natürlich immer etwas skeptisch, wenn wir von einem neuen plattformübergreifenden "Ding" hören.
Carlos zufolge zeichnet sich KMM dadurch aus, dass es ein SDK für Kotlin ist - mit dem Android-Entwickler bereits vertraut sind. Selbst wenn also Dinge schief gehen und der Ansatz der gemeinsamen Nutzung von Code nicht funktioniert, kann man den Code immer noch verwenden, um seine Android-App zu erstellen.
Laut Carlos ist der aktuelle Stand von KMM soweit stabil und kann definitiv verwendet werden. Die meisten Redner, die über dieses Thema sprachen, setzten es auch bereits in der Produktion ein, also in Apps, die in den App Stores veröffentlicht werden. Interessanterweise waren die meisten von ihnen auch bereit, Flutter gegen KMM auszutauschen, obwohl es noch nicht mal v1.0 erreicht hat. Da das Thema KMM auch schon von Alain in seinem Swift Heroes Review angesprochen wurde, lohnt es sich vielleicht, bei Gelegenheit einen Blick darauf zu werfen.
Der Stand von Android Testing im Jahr 2022
von Egor Andreevich
Wir waren sehr gespannt auf den Vortrag von Egor über den Stand des Testens. Er arbeitet bei Cash App / Square, die bekannt dafür sind, einige der nützlichsten Open-Source-Bibliotheken entwickelt zu haben. Wahrscheinlich nutzt jede*r Android-Entwickler*in mindestens eine davon täglich. Daher ging es in diesem Vortrag über das Testen nicht nur darum, zu zeigen, wie wir bessere Tests schreiben können, sondern auch darum, wie ihre Bibliotheken uns dabei helfen können.
Carlos Mota wies in einem früheren Vortrag darauf hin, dass wir uns vor dem "Demo-Effekt" in Acht nehmen müssen. Wenn eine Demo auf der Bühne präsentiert wird, sieht alles normalerweise sehr schön, sauber und verständlich aus. Wenn man jedoch versucht, diese Konzepte auf reale Projekte anzuwenden, treten in der Regel Probleme auf. Wir werden also definitiv herausfinden müssen, ob eine dieser Techniken in unseren Projekten eingesetzt werden kann. Nichtsdestotrotz haben wir grossartige Einblicke erhalten, wie ein testgetriebenes Team arbeitet und was wir in unseren Projekten verbessern können.
Barrierefreiheit mit Compose: Experimentieren und Live-Coding
von Gérard Paligot und Fanny Demey
Im Vortrag von Fanny und Gerard ging es um ein Thema, das oft nicht gut genug behandelt wird: Barrierefreiheit. Sie benutzten TalkBack, den Accessibility Assistenten von Google, der den Inhalt des Bildschirms Schritt für Schritt vorliest. Was uns an diesem Vortrag gefiel, war, dass sie uns eine "normale App" zeigten und wie schlecht die Zugänglichkeit (mit Schwerpunkt auf Sehbehinderungen) normalerweise ist. Glücklicherweise zeigten sie ziemlich einfache Beispiele, wie dies in den meisten Apps behoben werden kann. Die wichtigsten Erkenntnisse waren:
Man kann UI-Elemente so gruppieren, dass sie als ein kompletter informativer Satz interpretiert werden, anstatt als ein paar unzusammenhängende Punkte, durch die die Benutzer*innen schreiten müssen.
Entwickler*innen können erkennen, ob User*innen die Funktionen für Barrierefreiheit nützen und die App entsprechend ändern (z.B. durch Hinzufügen zusätzlicher Schaltflächen), um sie zugänglicher zu machen.
Die Konferenz an sich
In den Pausen hatten wir Gelegenheit, uns mit den Redner*innen und anderen Teilnehmenden zu unterhalten und an einigen der Pausen-Aktivitäten teilzunehmen. In einer der Pausen nahmen wir an einem von GDE Italien organisierten Quiz teil, bei dem Miggi eines dieser Android-Spielzeuge gewinnen konnte 🎉 - man kann nie genug Android-Merch haben 😄.
Droidcon Italy nutzte "Hopin" als Veranstaltungsplattform, auf der man seinen eigenen Zeitplan erstellen, Livestreams und auch Aufzeichnungen der Vorträge ansehen konnte. Am ersten Tag wurde praktisch jeder Vortrag irgendwann verschoben, so dass es schön war, immer auf dem Laufenden zu bleiben, da der Zeitplan auch in der Hopin-App aktualisiert wurde.
Der Nachteil dieses Ortes war definitiv seine Grösse. Während es in den meisten Fällen funktionierte, wurde es während des Mittagessens (das wir mit 3/10 bewerteten 😬) viel zu voll und man hatte das Gefühl, dass man sich seinen Weg an den Anfang der Warteschlange erkämpfen musste. Auch die Qualität des Kaffees auf der Konferenz war leider nicht so gut, wie ich es mir von Italien erhofft hatte 😄.
Für mich war das wohl die vorerst letzte Droidcon in Italien. Sollte ich noch einmal die Gelegenheit haben, eine Droidcon zu besuchen, würde ich gerne nach Berlin oder London, um zu sehen, wie andere Android-Gemeinschaften miteinander interagieren.
Alles ausserhalb der Konferenz
Wir hatten nicht viel Zeit, um Turin zu erkunden, aber natürlich mussten wir eine italienische Pizza essen und ein Bisschen durch die Gegend laufen.
Alles in Allem
Wir haben definitiv einige gute Ideen für Dinge mitbekommen, an denen wir in den nächsten Monaten arbeiten oder die wir erforschen wollen. Vor allem die Einblicke in KMM, Tests und Barrierefreiheit haben uns ein besseres Verständnis für die kleinen Dinge gegeben, die wir verbessern können. Jetzt geht es nur noch darum, die sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen, um das Gelernte auszuprobieren.
Hinweis: Die Vorträge sollten Anfang 2023 auf YouTube veröffentlicht werden. Wenn wir uns dran erinnern, werden wir sie in diesen Blogbeitrag später einfügen 😄.